Donnerstag, den 18. Januar 2018 um 17:28 Uhr

Neujahrswort 2018 von Michael Wolf

von  Michael Wolf
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Liebe Altenburgerinnen, liebe Altenburger,

 

das Leben wird immer komplexer und die Einflüsse auf unsere Gesellschaft immer globaler. Viele Menschen sind mit der Flut an Eindrücken und Informationen, die tagtäglich über sie hereinstürzen, überfordert. Der Berufsalltag bindet unsere Kräfte, die Familie benötigt Fürsorge, der eigene Haushalt will gemacht sein und so rotieren wir im Hamsterrad jahrein, jahraus und sehnen uns nach Ausgleich und Erholung. Andere wiederum leben in unserer immer anonymeren Umwelt in Einsamkeit oder in Armut. Sie wollen teilhaben am florierenden Leben, aber schaffen es aus den verschiedensten Gründen nicht. Ja, diese immer komplexer werdende Gesellschaft wird zunehmend kälter und rücksichtsloser gegenüber dem Schicksal des einzelnen Menschen.

Die Politik versucht gegenzulenken, baut den Sozialstaat aus, legt Hilfsprogramme auf, sucht nach Steuer- und Abgabengerechtigkeit und verliert regelmäßig den Kampf gegen die Kräfte des Marktes, des Kapitals und der globalen Wirtschaft mit ihren zahlreichen Lobbyisten. Sie versucht, die Familie als kleinste Lebensgemeinschaft der Gesellschaft zu stärken und macht im Taumel der unendlichen Freiheit der heutigen Zeit erneut Fehler. Die Werte der Familie werden aufgebrochen mit heute noch nicht zu erahnenden Auswirkungen auf die Zukunft.

Auch die Rolle der Religion mit dem Glauben als verbindendes Element wird im zunehmenden Maße in der fortschrittlichen, freiheitlichen Welt zurückgedrängt. Der Gang in die Kirche ist für immer mehr Menschen eher die Ausnahme.

Wir leben in einer Welt der hektischen Betriebsamkeit und zunehmenden Herausforderungen. Viele flüchten davor in eine virtuelle Welt, anstatt das Leben in seiner natürlichen Schönheit und Vielfalt, wie es uns auf dieser Erde gegeben ist, mit offenen Armen in sich aufzunehmen. Andere ziehen sich in eine Privatsphäre zurück und suchen dort Schutz und Erfüllung. Nur die wenigsten sind damit auf Dauer zufrieden, denn zunehmende Vereinsamung und Isolation stellen uns vor neue gesellschaftliche Probleme.

Was ist also der Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält, wenn regelmäßig Staat, Religion und Familie versagen?

Ich glaube, es wird Zeit, einmal die wichtige Rolle der Vereine in unserer Gesellschaft zu würdigen. Hier denke ich an die gewaltige Kraft der ehrenamtlichen Tätigkeit von zahllosen Bürgerinnen und Bürgern im Sport, in der Kultur, im sozialen Bereich. Hier finden die Menschen Heimat, Integration und Fürsorge. Hier kann jeder entsprechend seinen Interessen Gleichgesinnte treffen, mit ihnen gemeinsam in seiner Freizeit neue Kräfte tanken und sich einbringen. Im Vereinsleben finden Menschen Halt und Erfüllung, hier wird kommuniziert und gestaltet, hier verbindet sich Arm und Reich, Jung und Alt unter dem Dach der zahllosen Vereine.

Ja, es wird Zeit, an dieser Stelle einmal Danke zu sagen den vielen ehrenamtlich tätigen Menschen, die in den Vereinen Verantwortung tragen. Das Vereinsleben ist nämlich ohne die wichtige ehrenamtliche Arbeit der Vorsitzenden, Schatzmeister und Vorstände genauso wenig denkbar wie ohne die ehrenamtliche Arbeit der Übungsleiter, Lehrer, Fachleute und Helfer. Jene Menschen, die das Vereinsleben organisieren, gestalten und Verantwortung übernehmen. Nur so ist es möglich, dass das Vereinsleben funktioniert und finanzierbar ist.

Wenn die Politik begreift, wie wichtig das Vereinsleben für eine intakte Gesellschaft ist, dann fördert sie mit Bedacht und Augenmaß die Vereine und bekommt dies tausendfach für das Gemeinwohl zurück. Die Vereine bewältigen eine riesige präventive Aufgabe, indem Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft eine gemeinsame Plattform finden und sich einbringen. Dieser soziale Kitt der Gesellschaft ist lebenswichtig für ein zufriedenes und erfülltes Leben.

Auch in unserer Stadt gibt es zahllose Vereine, wo eigentlich jeder, der es will, eine Identifikation mit seinen Interessen finden kann. Fast 200 Vereine bereichern das Leben der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. So haben circa 60 Kleingartenvereine, je 30 Sport-, Kultur- und Sozialvereine, 10 Fördervereine und 30 sonstige Vereine ihren Sitz in unserer Stadt. Dies ist ein eindrucksvoller Beweis für die Vielfältigkeit des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt Altenburg. Da dürfte doch für jede Bürgerin und jeden Bürger ein passender Verein zu finden sein! Und wer in unserer Stadt nicht fündig wird, der findet im Landkreis Altenburger Land und darüber hinaus vielfältige weitere Betätigungsmöglichkeiten.

Altenburg ist reich an städtischem Grün und beheimatet viele attraktive Kleingartenvereine, die mit großem Engagement dieses Grün auf städtischen und privaten Boden unter dem Schutz des Bundeskleingartengesetzes pflegen. Hier gehen Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft, unterschiedlichster Berufsstände, unterschiedlichsten Lebensalters gemeinsam ihrem Hobby in der Natur nach. Altenburg hat sich mit einem einmaligen Förderprogramm zur Unterstützung der Kleingartenanlagen und innovativen Maßnahmen zur Bekämpfung zunehmenden Leerstandes an Parzellen bundesweit als Vorbild einen Namen gemacht. Dies ist ein Beispiel für die Empathie der Altenburger Kommunalpolitik für das Vereinsleben.

In unserer Stadt wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten immense finanzielle Mittel in die Modernisierung und den Neubau von Sportanlagen investiert. Sie sind Heimstätte der zahlreichen Sportvereine, die einen großen Beitrag für die gesunde Lebensweise der Bevölkerung leisten und vor allem zahllosen Kindern eine sinnvolle Freizeitbetätigung ermöglichen. In unserer Stadt ist es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, dass Sportvereine die Sportstätten gebührenfrei nutzen können. Die Vereine zahlen es tausendfach durch Prävention und Wertevermittlung zurück.

Altenburg ist eine Kulturstadt, die in ihren Stadtmauern ein vielfältiges kulturelles Freizeitangebot bietet, wovon andere Städte dieser Größenordnung nur träumen. Da sich die Kultur gewöhnlich in den seltensten Fällen wirtschaftlich selbst trägt, leisten die Vereine einen unschätzbaren Beitrag zur Wahrung unseres kulturellen Erbes und der Bildung. Dies sollte jedem Kommunalpolitiker Verpflichtung zur Förderung dieser Vereine sein.

Der Staat wäre ohne die zahlreichen Vereine und die ehrenamtlich engagierten Kirchgemeinden, die sich im sozialen Bereich einbringen, überfordert, die Aufgaben der Fürsorge, Hilfe und Integration zu schultern. Menschen, die Schutz, Kommunikation, Verständnis und Unterstützung bei Krankheit, Armut oder Teilhabe am gesellschaftlichen Leben suchen, finden in den Vereinen vielfältige niedrigschwellige Ansprech- und Betätigungsmöglichkeiten. Dies macht diese Vereine so wertvoll für unsere Gesellschaft.

Nicht zuletzt sind wir dankbar für die vielen Fördervereine, die kulturelle Einrichtungen, Bildungseinrichtungen, städtische Baudenkmäler oder ganze städtische Quartiere, soziale Projekte und Interessensgruppen durch von Krankheit betroffene Menschen unterstützt. Sie sind Adressat für Mäzene und Spender in der Bevölkerung oder Unternehmen der Wirtschaft und helfen dort, wo der Staat überfordert oder nicht in der Lage ist, in ausreichendem Maße Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Ich möchte mich deshalb im Namen aller Bürgerinnen und Bürger der Stadt Altenburg bei den zahllosen ehrenamtlichen Menschen in den Vereinen bedanken. Ich möchte Sie, liebe Altenburgerinnen und Altenburger, auffordern, aktiv am Vereinsleben teilzunehmen und sich einzubringen oder einfach in ihrem Verein weiterzumachen. Dies wäre für mich die schönste Botschaft für das Jahr 2018 und die folgenden Jahre. Denn dann bin ich gewiss, dass wir auch in Zukunft eine schöne und lebenswerte Stadt gestalten und erhalten können.

 

Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes und erfülltes Jahr 2018,

Michael Wolf

Oberbürgermeister der Stadt Altenburg

 

 

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